Zum Glück zwei Fehler

Von wegen „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“: Arte zeigt Fifa-kritische Dokus mit mehrmonatiger Verspätung

Der während der Fußball-WM abgesetzte Fifa-kritische Arte-Themenabend soll es doch noch auf den Bildschirm schaffen. Die eigentlich für den 28. Juni angekündigten Dokus werden voraussichtlich „mit neuem Akzent“ im Herbst laufen, sagte ZDF-Sprecher Alexander Stock der taz. Geplant sind eine WM-Bilanz plus Ausblick auf den nächsten Durchgang 2010 in Südafrika.

Der ursprüngliche Themenabend „Fifa im Verdacht“, für den das Zweite als Arte-Partner verantwortlich zeichnet, war im Juni kurzfristig wegen juristischer Bedenken beim ZDF abgesetzt worden. Begründung: Bei der von der BBC übernommenen Doku „The Beautiful Bung – Corruption and the World Cup“ bestünden Zweifel, ob sie dem deutschen Medienrecht genüge (taz vom 5. 7.).

„Der Film ist jetzt fertig und geprüft“, sagt Stock nun exakt sechs Wochen nach Ende der Fifa-WM 2006[TM]und der Abreise der als leicht beleidigungsfähig geltenden Fifa-Granden aus Deutschland. Was von den medienrechtlichen Bedenken übrigblieb? Es habe „zwei kleine Änderungen“ gegeben: Aus der investigativen Recherche des britischen Journalisten Andrew Jennings wurde unter anderem ein ohne Zustimmung des Anrufers gedrehtes Telefonat getilgt – was laut Stock „den Inhalt aber nicht groß verändert“. Laut Jennings soll die früher indirekt zum Medienimperium des Leo Kirch gehörende Rechtehandelsfirma ISL über mehrere Jahre Bestechungsgelder an Fifa-Offizielle gezahlt haben. Deren Versuche, gegen den in Großbritannien unmittelbar zum WM-Start gesendeten Beitrag vorzugehen, blieben nach taz-Informationen allerdings erfolglos. (Infos: news.bbc.co.uk/1/hi/program mes/panorama/5070224.stm)

Der zweite, ebenfalls bislang nicht ausgestrahlte Film des Themenabends behandelt die ganz eigenen Vorstellungen der Fifa von Recht und Gesetz – zum Beispiel anhand der ursprünglich verordneten Auflagen für die Medienberichterstattung von der WM. Er soll nun offenbar um die Aspekte WM-Bilanz und Südafrika ergänzt werden.

ZDF und Arte hatten Vorwürfe, während des laufenden Turniers vor der Fifa zu kuschen, mehrfach zurückgewiesen. Arte war zur WM auch „offizieller Kultursender des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung“. Man habe es nur nicht geschafft, die juristischen Fragen rechtzeitig zu klären, sagt Stock heute: „Grund für die Verschiebung ist journalistische Sorgfalt – da ziehen sich Abnahmen auch mal über Wochen hin.“

Insider hatten gegenüber der taz allerdings schon im Juli erklärt, bereits bei der Planung des von Arte angeregten Themenabends habe es geheißen, dieser würde wahrscheinlich nie während der Fifa-WM 2006[TM]gezeigt. STEFFEN GRIMBERG